Lebe mein Leben und lerne gut fahren

Vorgeschlagene Herausforderung der Dienststelle für Mobilität des Kantons Wallis

Im Bereich der Mobilität ist man selten allein! Wie John Stuart Mill einst sagte: „Die Freiheit der einen endet da, wo die Freiheit der anderen beginnt.“ Jede Entscheidung, die von einem Nutzer des öffentlichen Raums getroffen wird, wirkt sich zwangsläufig auf andere Menschen aus. Ob in Bezug auf den Fahrstil, das Fortbewegungsmittel, die Verkehrszeiten, die Wahl der Strecke usw., all diese Entscheidungen haben positive oder negative Auswirkungen auf die anderen Nutzer.

Es ist jedoch nicht leicht, sich in die Lage anderer zu versetzen, und nur schwerlich erkennen wir die Folgen, die unsere Entscheidungen für andere haben. Daraus erwachsen häufig Unverständnis und Spannungen. Beispielsweise ist es schwierig, auf die folgenden Fragen zu antworten:

  • Inwiefern kann ein Durchfahrtsverbot für eine bestimmte Strasse, das mich sehr stört, generell einen flüssigen Verkehr begünstigen?
  • • Wie kann eine Geschwindigkeitsreduzierung für einen Strassenabschnitt, die meine Fahrweise verlangsamt, die Sicherheit der Anwohner stärken und die Lärmbelästigung mindern?

Wie kann man also Menschen helfen, sich der Empfindungen anderer bewusst zu werden? Wie bringt man sie dazu, sich in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, was diese täglich ertragen?

Problematik

Im Versuch, diese Herausforderung zu meistern, möchte die Dienststelle für Mobilität des Kantons Wallis die Bevölkerung, insbesondere die Nutzer von Kraftfahrzeugen (Autos, Elektrofahrräder usw.), für diese diversen Problematiken sensibilisieren. Wie kann sich der Nutzer besser in die Lage des Anwohners oder anderer Nutzer versetzen, um sich der täglich erlittenen Belästigungen bewusster zu werden? Als Ziel werden eine höhere Akzeptanz der vorgeschlagenen Beschränkungen und – langfristig – positive Verhaltensänderungen angestrebt.

Lösungsansätze

Verschiedene spezifische Anwendungen sind möglich und können vorgeschlagen werden. Beispielsweise liessen sich die folgenden Themen aufgreifen (diese Aufzählung ist nicht erschöpfend und soll die Themenauswahl nicht einschränken):

  • Die Lärmbelästigung durch Kraftfahrzeuge ist wirklich problematisch. Gemäss dem EU-Projekt CORDIS kann die Lärmbelastung durch den Strassenverkehr die Gesundheit der Anwohner tatsächlich auf vielfache Weise beeinträchtigen: Zum einen steigt dadurch das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und zum anderen, was überraschender ist, auch das Risiko für Diabetes und sogar für bestimmte Krebsarten (Dickdarm, Brust). Bei jeder Erhöhung des durch den Strassen- und Schienenverkehr verursachten Lärmpegels um 10 dB nimmt das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um 11 % zu. Daher äussern immer mehr Anwohner ihren Unmut gegenüber den Behörden, insbesondere gegenüber der Dienststelle für Mobilität des Kantons Wallis.
    Vorstellbar wäre eine Lösung, bei der sich alle die Lärmbelästigung durch die Motorengeräusche von der Strasse X anhören müssten, und dies vormittags um 10 Uhr und abends um 21 Uhr. Oder bei der alle zunächst einen bei 50 km/h und anschliessend einen bei 30 km/h erzeugten Lärm hören müssten, um am Ende die jeweiligen Empfindungen und Unannehmlichkeiten bei den verschiedenen Lärmpegeln zu vergleichen.
  • Ein weiteres Beispiel betrifft die Planung der Strasseninfrastruktur, die aus einer Interessenabwägung aller Beteiligten und aus Simulationen resultiert, durch die die Auswirkungen auf die verschiedenen Nutzer erkennbar werden. Diese Simulationen werden von Spezialisten durchgeführt und sind für den durchschnittlichen Nutzer nicht besonders aussagekräftig. Denkbar wäre eine Plattform, die der Allgemeinheit diese Informationen auf spielerische und/oder immersive Weise zugänglich macht und ihr ermöglichen würde, die verschiedenen Szenarien zu vergleichen und zu verstehen, warum und wie die Planungsvarianten beibehalten oder verworfen wurden. Dadurch werden sich die Bürgerinnen und Bürger der Auswirkung bewusst, die eine Entscheidung auf ihre eigene Nutzung des öffentlichen Raums sowie auf die Gemeinschaft hat.

Die vorgeschlagenen Lösungen müssten im Rahmen des Möglichen generalisierbar und auf verschiedene Orte und spezifische Probleme anwendbar sein.

Gewünschte Innovationsschwerpunkte:

  • Den Verkehrsteilnehmer sensibilisieren und zu einer Verhaltensänderung bewegen
  • Kostenloser Zugang zum Tool
  • Verschiedene Szenarien

Träger der Herausforderung

Philippe Schwery
Ingenieur Strassen und Verkehr
027 606 34 21
Dienststelle für Mobilität – Departement für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt | Kanton Wallis

Rue des Creusets 5, 1950 Sitten

 

September 9, 2021